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Blitz­um­fra­ge: Coro­na und die Wirt­schafts­frau­en

Wir wollten wissen, was unsere Mitglieder in der Krise bewegt. Die Corona-Krise fordert uns heraus. Während bisher jede Unternehmerin ihre ganz individuellen Aufgaben bearbeitet hat, stehen wir nun vor einer kollektiven Frage: Was tun und wie weiter?

Der Wirt­schafts­frau­en Sach­sen e.V. unter­stützt u.a. die poli­ti­sche Arbeit des Lan­des. Um den Ent­schei­dungs­trä­gern eine fun­dier­te Basis für die Maß­nah­men­pla­nung an die Hand geben zu kön­nen und ein rea­les Bild der säch­si­schen Wirt­schaft auf­zu­zei­gen, haben wir in einer Blitz­um­fra­ge die Bedar­fe unse­rer Mit­glie­der in der aktu­el­len Kri­sen­si­tua­ti­on ermit­telt.

Betei­li­gung und Unter­neh­mens­his­to­rie

Die Umfra­ge wur­de am 19. und 20. März 2020 durch­ge­führt. Knapp 100 Mit­glie­der haben teil­ge­nom­men. Der über­wie­gen­de Teil (ca. 46%) ist als Unter­neh­me­rin bereits mehr als fünf Jah­re am Markt. Rund 27% betrei­ben ihr Busi­ness zwi­schen zwei und fünf Jah­ren. Jung­un­ter­neh­me­rin­nen und Grün­de­rin­nen kom­men auf einen ähn­li­chen Pro­zent­satz.

Bran­chen

Den Löwen­an­teil unter den Bran­chen der befrag­ten Unter­neh­me­rin­nen nimmt die Dienst­leis­tung ein. Stark ver­tre­ten sind zudem Bil­dungs­we­sen, Han­del und Hand­werk.

Unter­neh­mens­grö­ße und Mit­ar­bei­ter

Die Mehr­heit der befrag­ten Wirt­schafts­frau­en meis­tern ihr Geschäft als Solo-Selbst­stän­di­ge (rund 65%). Fast ein Fünf­tel (~ 19%) ist für bis zu fünf Mitarbeiter*innen ver­ant­wort­lich. Dar­über hin­aus tref­fen auch wei­te­re orga­ni­sa­to­ri­sche Kon­stel­la­tio­nen wie Teams von mehr als fünf bis zu 50 Mitarbeiter*innen oder rein fami­li­en­be­setz­te Unter­neh­men zu.

Ver­lus­te durch die Kri­se

Obwohl die Kri­se erst am Anfang steht, wie es ver­schie­dens­te Betrach­ter aus Poli­tik, Gesund­heit und Wirt­schaft mei­nen, sind die Aus­wir­kun­gen von Coro­na schon deut­lich spür­bar. Mehr als ein Drit­tel unse­rer Umfra­ge­teil­neh­me­rin­nen hat bereits bis zu 100% der Umsät­ze ver­lo­ren. Etwas über 20% haben Umsatz­ein­bu­ßen von bis zu 30, 50 oder 80 Pro­zent zu ver­zeich­nen.

Finanz­be­darf

Den Umsatz­rück­gän­gen bis hin zu Kom­plett­aus­fäl­len steht der kon­ti­nu­ier­li­che Finanz­be­darf der Unter­neh­me­rin­nen gegen­über. Neben monat­li­chen Fix­kos­ten für das Unter­neh­men lau­fen auch die finan­zi­el­len Pos­ten des per­sön­li­chen Lebens­un­ter­halts wei­ter. Der Finanz­be­darf sum­miert sich bei den meis­ten der befrag­ten Wirt­schafts­frau­en auf mehr als 3.000€, bei ca. 20% Pro­zent sogar über 10.000€.

Ver­mu­te­te Dau­er der Kri­se 

Zu den lau­fen­den Kos­ten gesellt sich zudem die Annah­me, dass uns die Coro­na-Kri­se über einen län­ge­ren Zeit­raum bean­spru­chen wird: min­des­tens zwei Mona­te, eher vier bis sechs. Ver­ein­zelt rech­nen unse­re Wirt­schafts­frau­en sogar mit weit­aus lang­fris­ti­ge­ren Kri­sen­ver­hält­nis­sen.

Kre­dit: ja oder nein?

Die ent­schei­dends­te Fra­ge stell­ten wir in Hin­blick auf die Signa­le, die zum Umfra­ge­zeit­punkt aus der Poli­tik an die säch­si­schen Unter­neh­men gin­gen. Die domi­nan­tes­te Maß­nah­me lau­te­te bis dahin: Kre­dit. Für rund 72% der befrag­ten Wirt­schafts­frau­en stellt ein rei­ner Kre­dit kei­ne Opti­on dar. Der ver­blei­ben­de Pro­zent­satz kann es sich zumin­dest unter defi­nier­ten Rah­men­be­din­gun­gen vor­stel­len.
Ableh­nung fand das Kre­dit­vor­ha­ben der Poli­tik vor allem, weil die Unter­neh­me­rin­nen die Rück­zah­lungs­ver­pflich­tun­gen nicht über­neh­men kön­nen oder durch Dar­le­hen kei­ne Lösung für die Situa­ti­on sehen. Knapp 40% möch­ten zudem nicht gegen ihren Grund­satz, kei­ne Schul­den zu machen, ver­sto­ßen. Eini­ge Wirt­schafts­frau­en leh­nen den Kre­dit ab, weil sie auf Rück­la­gen zurück­grei­fen kön­nen.

Fazit

Coro­na ist ein ech­ter Stress­test für Sach­sens Unter­neh­me­rin­nen. Über­wie­gend als Ein­zel­kämp­fe­rin oder mit klei­nen Teams schon län­ger am Markt, sind vor allem die wirt­schaft­li­chen Aus­wir­kun­gen der Kri­se für die Wirt­schafts­frau­en Sach­sen immens. Star­ke Umsatz­ver­lus­te bis hin zum Ein­nah­men-Total­aus­fall kenn­zeich­nen die momen­ta­ne Situa­ti­on. Dem­ge­gen­über ste­hen die zum Zeit­punkt der Umfra­ge noch unver­än­dert wei­ter­lau­fen­den Fix- und Lebens­hal­tungs­kos­ten. Ein Kre­dit kommt für die meis­ten nicht infra­ge: die dadurch ent­ste­hen­de zusätz­li­che Pflicht und die Ent­ste­hung von Schul­den inten­si­vie­ren die wirt­schaft­li­che Last.

Mitt­ler­wei­le hat die Poli­tik ihren Maß­nah­men­ka­ta­log erwei­tert und wei­te­re Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te bereit­ge­stellt.

Ver­fas­ser für die­sen Bei­trag:

Cor­ne­lia Heinz, Spea­k­er & Sach­buch­au­to­rin

Wert­schöp­fung durch Wert­schät­zung.

Cor­ne­lia Heinz beglei­te­te Jahr­zehn­te Unter­neh­men und Ein­zel­un­ter­neh­men auf ihrem Weg ins Busi­ness und in den beruf­li­chen Erfolg. Sie schrieb das Buch „Der Erfolgs­Tem­pel“, in dem der Leser lernt, aus der Erschöp­fungs­spi­ra­le her­aus­zu­tre­ten, um einen Weg zu fin­den, erfolg­reich und glück­lich einen Weg zwi­schen Busi­ness und Pri­vat­le­ben zu fin­den.

Sie mode­riert als Vor­stands-Vor­sit­zen­de die Live-Ver­an­stal­tun­gen des Ver­eins Die Wirt­schafts­frau­en und steht im engen Kon­takt mit Poli­tik und Kam­mern.

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